Bild zeigt ein Mikroskop

Quecksilber aus Industriebetrieben in Deutschland

Quecksilber und seine Verbindungen sind für Ökosysteme, Lebewesen und den Menschen hoch giftig. Die stärkste Giftwirkung geht von Methylquecksilber aus, das sich besonders in Fischen und Schalentieren anreichert. So gelangt es auch in unsere Nahrungskette.

Quecksilber wird einerseits aus natürlichen Quellen wie Vulkanen freigesetzt. Aber auch bei industriellen Prozessen entsteht  es. Besonders beim Verbrennen von fossilen Brennstoffen wie zum Beispiel Kohle für die Energieerzeugung. Diese gasförmigen Freisetzungen werden in der Luft  über alle Landesgrenzen verteilt. Da weltweit viele neue Kohlekraftwerke geplant sind, ist global mit weiter steigenden Quecksilberfreisetzungen in den nächsten Dekaden zu rechnen. Zusätzlich wird Quecksilber auch in vielen verschiedenen Produkten eingesetzt. Auch bei  der Goldgewinnung, in der Chlor-Alkali-Industrie zur Herstellung chemischer Grundstoffe sowie in Kompaktleuchtstofflampen wird Quecksilber eingesetzt.

Bekannt wurde die Gefahr von Quecksilber durch die sogenannte Minamata Krankheit, bei der in den 1950er-Jahren tausende Menschen in der Stadt Minamata an chronischer Quecksilbervergiftung erkrankten und teilweise starben. Ein Chemiebetrieb hatte damals quecksilberhaltige Abwässer in die Yatsushiro-See eingeleitet. Das Methylquecksilber reicherte sich in der Nahrung der Anwohner an und rief die Vergiftungen hervor. Die schädlichen Auswirkungen von Quecksilber auf die menschliche Gesundheit sind seitdem unbestritten.

Die EU beschäftigt sich schon seit langer Zeit mit der Quecksilber-Problematik. So hat sie im Jahr 2005 eine Quecksilberstrategie auf den Weg gebracht, die Freisetzungen von Quecksilber in die Umwelt begrenzen soll. Bisher gibt es jedoch keinen EU-weiten Grenzwert für Freisetzungen von Quecksilber aus Kraftwerken.

Die Vereinten Nationen verabschiedeten am 19. Januar 2013 eine Konvention die den Eintrag von Quecksilber weltweit begrenzen soll. So sollen zukünftig beispielsweise Emissionen aus Kraftwerken und der Metallindustrie weltweit gemindert werden.
Die in Thru.de veröffentlichten Quecksilbermengen ergeben sich aus der PRTR-Berichterstattung: Betriebe, die mehr als zehn Kilogramm Quecksilber pro Jahr in die Luft oder mehr als ein Kilogramm Quecksilber pro Jahr in Wasser, Abwasser oder Boden freisetzen, müssen darüber berichten.

 


Die Abbildung zeigt ein Säulendiagramm. Jede Säule stellt die Quecksilbermengen in den Jahren 2007 bis 2010, bestehend aus Ihren Anteilen für die Umweltkompartimente Luft, Wasser und Abwasser dar.
Abb. 1: Jahresmengen von Quecksilber

Die Zahl dieser Betriebe, die den Schwellenwert für Quecksilber überschritten, ging zwischen 2007 und 2009 von 193 auf 179 leicht zurück. In 2010 erfolgte ein Anstieg auf 185 Betriebe. Dieser Trend spiegelt sich auch bei den insgesamt freigesetzten Mengen wider (Abb. 1). Die mit Abstand höchsten Quecksilbermengen werden in die Luft freigesetzt. Mit großem Abstand  folgen die mit dem Abwasser an externe Kläranlagen weitergeleiteten Mengen und Einleitungen in Gewässer. Freisetzungen in den Boden werden bisher von keinem Betrieb gemeldet. Quecksilber, das von den Betrieben mit dem Abwasser in externe Kläranlagen gelangt, wird dem Abwasser dort zu einem großen Teil entzogen. Das Quecksilber gelangt dadurch nicht in die Gewässer, sondern wird mit dem Klärschlamm entsorgt. Daher ergibt sich aus der Summe der  Teilmengen  nicht die Gesamtmenge für Deutschland.

Die Verteilung der Quecksilbermengen (Abb. 2) auf die einzelnen Branchen (für Luft, Abwasser und Wasser zusammen) zeigt, dass der Energiesektor mit 65 Prozent den größten Anteil ausmacht. Danach folgen mit kleineren Anteilen die Metallindustrie (14 %), Mineralverarbeitung (8 %) und Chemische Industrie (7 %) sowie die Abfall-und Abwasserbewirtschaftung (5 %). Den geringsten Anteil hat die Papier- und Holzindustrie mit einem Prozent. Bei den Betrieben der Energiebranche stammt der mit Abstand größte Teil aus den 51 Kraftwerken. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Stein- bzw. Braunkohlekraftwerke. In der Metallindustrie sind hauptsächlich Betriebe aus dem Sektor Roheisen- oder Stahlherstellung (8 Betriebe) vertreten.


Die Abbildung zeigt die Anteile der verschiedenen Industriebranchen an den Quecksilbermengen, die in Luft oder Wasser freigesetzt werden oder mit dem Abwasser in externe Kläranlagen verbracht werden. Der Balken ist entsprechend der Anteile der Branchen u
Abb. 2: Branchenanteile der Quecksilbermengen

Die regionale Verbreitung der Betriebe in Abb. 3, spiegelt auch die branchenspezifische Verteilung wider. Die Betriebe mit den höchsten Freisetzungen von Quecksilber in die Luft befinden sich im Mitteldeutschen, im Lausitzer und im Rheinischen Kohlerevier und sind allesamt Kraftwerke. Die Konzentration der Betriebe im Ruhrgebiet wird durch die Vielzahl der dort ansässigen metallverarbeitenden Betriebe zusätzlich erhöht.
 


DIe Abbildung zeigt eine Deutschlandkarte, in der alle Standorte von Industriebetrieben markiert sind, an denen Betriebe mit Quecksilber mengen in Luft, Wasser oder Abwasser stehen. Die Betriebe sind dabei in 4 Klassen eingeteilt: 10 bis 100 kilogramm pro
Abb. 3: Quecksilbermengen von Betrieben in Deutschland

Die fünf Betriebe mit den höchsten Quecksilbermengen (TOP 5, Tab.1) befinden sich in Sachsen (SN), Brandenburg (BB), Nordrhein-Westfalen (NW) und Niedersachsen (NI). Die TOP-5-Betriebe, außer Weser-Metall, setzen Quecksilber in die Luft frei. Diese vier Betriebe stammen aus dem Energiesektor und sind ausnahmslos Braunkohlekraftwerke. Weser-Metall ist der einzige Betrieb der TOP 5 aus der Metallindustrie. Der Betrieb leitet Quecksilber ausschließlich mit dem Abwasser in externe Kläranlagen ein. Seine Meldungen sind seit 2008 deutlich rückläufig.

 

Tab.1 Betriebe mit den höchsten Quecksilbermengen (kg/a)

Name

Ort

Branche

2007

2008

2009

2010

Vattenfall Lippendorf

Böhlen (SN)

Energiesektor

325

686

1070

1160

Vattenfall Jänschwalde

Peitz (BB)

Energiesektor

500

425

348

592

RWE Niederaußem

Bergheim (NW)

Energiesektor

548

442

467

499

Weser-Metall

Nordenham (NI)

Metallindustrie

288

712

598

428

RWE Weisweiler

Eschweiler (NW)

Energiesektor

439

412

276

271

 

Besonders auffällig ist das Vattenfall-Kraftwerk Lippendorf in Böhlen mit deutlich steigenden Freisetzungsmengen bis 2010. Seit 2009 war die gemeldete Menge annähernd doppelt so hoch wie der jeweils zweitplatzierte Betrieb. Dabei ist das 2010 zweitplatzierte Kraftwerk das größte Braunkohlekraftwerk Deutschlands:  Das Vattenfall-Kraftwerk Jänschwalde in Peitz hat eine installierte elektrische Leistung von 3000 Megawatt. Im Kraftwerk Lippendorf in Böhlen wurden aber zwischenzeitlich technische Maßnahmen zur Minderung durchgeführt und damit die Jahresfracht im Jahr 2011 unter den Wert des Jahres 2008 gedrückt, so der Betreiber.

Die Bedeutung von Kohlekraftwerken im Fokus der Quecksilberstrategie wurde in einem Vortrag und einem Aufsatz anlässlich des 44. Kraftwerkstechnischen Kolloquiums am 23./24.10.2012 in Dresden erörtert. Den Artikel können Sie sich hier herunterladen.

In Deutschland hat das Umweltbundesamt die Belastung von Erwachsenen und Kindern mit Quecksilber in einer repräsentativen Untersuchung anhand von Proben der Umweltprobenbank des Bundes untersucht. Zu dieser europaweiten Untersuchung finden Sie eine aktuelle Presseinformation  auf den Internetseiten des Umweltbundesamtes.

Neben den Informationen in Thru.de, finden Sie weiterführende Informationen zu Quecksilber auch auf den Seiten der Umweltprobenbank.

Ein Interview des Umweltbundesamtes im Deutschlandfunk zur weltweiten Quecksilbersituation können sie hier nachhören.

 

Stand: Februar 2013